Der Rheinpfalz von 1963 war zum Kalkwerk in Rechtenbach und zum Schaffen unseres Großvaters Folgendes zu entnehmen:
Das ehem. Kalkwerk Rechtenbach
„…Ein schmaler Pfad führte damals zwischen dem Mühlgraben und den rückwärtigen Gärten zum Westausgang des beschaulichen „Oberdorfers“ von Rechtenbach. Es war dies der Anschluss zu den „Hinterplatten“, auf denen man dann schneller auf die oft weit entfernten Äcker der Rechtenbacher Feldgemarkung gelangen konnte. In einer Zeit, in der man zu der schweren Feldarbeit noch zuvor und nachher einen oft kilometerlangen Fußmarsch zurücklegen musste, waren solche Abkürzungen besonders wichtig. Auf dem steil ansteigenden kalkhaltigen Südhang waren damals – als begehrte Weinbergslage – die Wingerte fast bis an die unterste Grenze des Abhangs angelegt. Hier reifte der beste „Silvaner“ fast vor der Haustüre in terrassenförmigen Parzellen, die oft nicht größer waren als ein bescheidener Hausgarten.“
„Man erinnert sich aber nicht nur daran, sondern auch an den Rechtenbacher Bürger, der dort im Kalkstaub arbeitete.
Ernst Semar hatte nahe der Waldgrenze schon einige Jahre vor Beginn des 2. Weltkrieges einen Stollen in den Berg getrieben, ihn zu einem Steinbruch erweitert, um hier den Kalkstein zu gewinnen.
In zäher mühevoller Handarbeit entstand das Rechtenbacher Kalkwerk.“
„Es zeugte nicht nur vom Fleiß seines Besitzers, sondern mit dem Kalkwerk ist auch zweifellos ein Stück Nachkriegsgeschichte ab der Stunde „Null“ verbunden.
Einen solchen Beginn, bei dem nur das eigene Können und die persönliche Energie zählte, kann man sich heute kaum mehr vorstellen.
Aber Ernst Semar verstand nicht nur Kalk zu brennen, sondern war auch selbst in der Lage, sein „Werk“ zu planen und zu bauen.
Die Brennöfen mauerte er sich genauso fachmännisch selbst, wie er auch die weiteren Fabrikationsanlagen nach eigenen Plänen erstellte.“
„Die Mühe und das Risiko des Besitzers war von Erfolg gekrönt.
Kalk aus Rechtenbach konnte sowohl in gebranntem Zustand, als auch in Säcken und gemahlen verkauft werden.
Hinzu kam der günstige Umstand, dass es im weiten Umkreis sonst keine Kalkbrennerei gab und die Bauern dieses unentbehrliche Hilfsmittel zum Hausbau selbst mit ihren Fuhrwerken direkt abholen konnten.
Das Kalkwerk überdauerte auch die Kriegswirren und nach 1945 erfolgte ein neuer Anfang.
Kalk wurde zum lebenswichtigen Produkt. Ein Wiederaufbau der in allen Dörfern des Grenzgebietes zerstörten Häuser wäre ohne den Kalk aus Rechtenbach damals nicht denkbar gewesen.
Wer denkt heute noch daran, wo momentan im Bauwesen in Material, Form und Struktur fast unbegrenzte Möglichkeiten mancher anspruchsvoller Zeitgenossen vorherrschen, dass damals vielleicht nur einige Säcke gewöhnlichen Kalkes ausschlaggebend waren, um überhaupt ein bescheidenes Dach über den Kopf zu bekommen. Wer hatte schon Zement und wo gab es den?“
„Nach einer gewissen „Normalisierung“ war auch die französische Kommandantur in Bergzabern an einer schnellen Produktion des Kalkwerkes interessiert.
Eine Inbetriebnahme ohne einen treibenden Motor war jedoch nicht möglich, denn auch die Besatzungsmächte brauchten den begehrten Kalk.
So beantragte Ernst Semar einen Dieselmotor, um den während des Krieges abhanden gekommenen Motor zu ersetzen.
Hier kam ein Zufall zu Hilfe, der mit dem Westwall zusammenhängt.
In den umfangreichen 3 Stockwerke tiefen sogenannten B-Werken mit 38 unterirdischen Räumen, deren es vom Waldrand bei Dörrenbach bis zum Bienwaldgürtel bei Schaidt 14 gab, waren in der Kraftzentrale Dieselmotoren zur Energieversorgung installiert. Bei der nachfolgenden Demontage wurden dieselben ausgebaut und den Besatzungsmächten mit dem anderen Material übergeben.
Semar erreichte bei den französischen Behörden, dass ein solcher Motor, der aus dem großen Werk nahe der Weinstraße beim Winzenweg ausgebaut wurde, in seinem Betrieb wieder montiert und ihm zur Verfügung gestellt wurde.
In den nun folgenden Jahren wurde neben dem Kalk für den Hausbau auch Düngekalk für die Landwirtschaft hergestellt.
Doch das Kalkvorkommen reichte bald nicht mehr aus, so dass die Firma Semar ein anderes Kalkwerk in Gleishorbach betrieb und die Produktion in Rechtenbach einstellte.
Außer dem Steinbruch ist heute von den ehemaligen Brennanlagen nichts mehr vorhanden, und die Entwicklung hat auch hier nicht Halt gemacht.
Zuweilen denkt man jedoch noch zurück an jene Zeiten und an den immer freundlichen und hilfsbereiten Kalkbrenner von Rechtenbach.“
Nachkriegszeit
„Nachdem das Kalksteinvorkommen in Rechtenbach erschöpft war, musste der Kalkstein zunächst in einem neuen Vorkommen in Gleishorbach gewonnen und nach Rechtenbach zur Weiterverarbeitung transportiert werden.
Bis die wirtschaftliche Lage einen Nachzug des Kalkwerkes von Rechtenbach nach Gleishorbach erlaubte, vergingen einige Jahre, musste Ernst Semar doch nicht nur für seine Angestellten sorgen, sondern zusammen mit seiner Frau auch für seine sechs Kinder.“
„Nach seinem Tod im Jahre 1973 wurde der Betrieb durch seine Söhne Ernst, Paul und Hans weitergeführt.
Nachdem Kalk zum Mauern zunehmend an Bedeutung verlor und durch Zement verdrängt wurde, mussten zusätzliche Geschäftsfelder erschlossen werden.“
„Neben dem Kalkwerk, in dem Bau-, aber auch Düngekalk produziert und das vorwiegend von Paul betrieben wurde, erfolgte durch Ernst, genannt Fritz, und Hans Semar der Ausbau des Unternehmens zum Erdbaubetrieb. Hier gehörten kleinere und größere Erdbewegungen wie z.B. Baugrubenerstellung oder Abbrucharbeiten zum Tagesgeschäft.“
Großinvestition in den 80er Jahren
Die Kalkproduktion war ein arbeitsintensives, rückläufiges Geschäft. Der Stein musste gesprengt, das anfallende Material gebrochen, gebrannt, gemahlen, teilweise mit Wasser abgelöscht und letztendlich per Hand abgesackt werden.
Um diese – auch körperlich schwere – Arbeit zu vereinfachen und generell wirtschaftlicher arbeiten zu können, wurde in den 80er Jahren groß investiert.
Eine neue, leistungsfähigere Sieb- und Brechanlage sollte nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern zusätzlich auch das neue Produkt Kalksteinschotter herstellen.
Leider konnte diese Anlage nicht dauerhaft im Ort betrieben werden. So wurde die Brechanlage in eine fahrbare Anlage umgebaut und nicht allzu weit entfernt vom ursprünglichen Standort, nämlich in Oberotterbach, als Herzstück der neu gegründeten Recyclinganlage zum Einsatz gebracht.
Recyclinganlage 90er Jahre
1992 wurde in unserer Sandgrube in Oberotterbach neben dem Sandabbau zusätzlich der Betrieb der Recyclinganlage genehmigt. Nach einer gewissen Anlaufzeit wurde klar, dass sich die Anlage selbst trägt und ein weiteres Standbein im Unternehmen ist. Hinzu kamen dann der Containerdienst und der Ausbau des Bagger- und Erdbauunternehmens.
In den Folgejahren und mit Eintritt der nächsten Generation in das Unternehmen gelang es, die Existenz des Unternehmens nachhaltig zu sichern.
Neuordnung der Unternehmensbeteiligungen 2012- 2018
„Nachdem Hans gesundheitsbedingt frühzeitig ausschied und Ernst und Paul Semar dem Unternehmen weit über das eigentliche Rentenalter hinaus erhalten blieben, nicht viele sind im achtzigsten Lebensjahr oder älter, wenn Sie in den wohl verdienten Ruhestand gehen, hält nun mit Christian, Andreas und Martin, den Söhnen von Paul, die 3. Generation den Betrieb in Händen.
Ziel bleibt es, das Unternehmen nachhaltig zu sichern und behutsam auszubauen.
„Hierbei schätzen wir unsere Mitarbeiter.
Wir stehen für ein faires und familiäres Miteinander. Nur wenn alle engagiert bleiben und Raum finden, ihre persönlichen Stärken einzusetzen, kann die oft schwere und anspruchsvolle Arbeit gelingen.
So investieren wir stets in gutes Personal und eine vielseitige und erstklassige Betriebsausstattung. Beide Faktoren ermöglichen uns, für unsere Kunden die unterschiedlichsten Projektwünsche umzusetzen.“
„Wir setzen auf zufriedene und treue Kunden. Nur diese garantieren einen dauerhaften Erfolg.
Die positiven Rückmeldungen und anhaltenden Kundenbeziehungen bestätigen unser Handeln.
So unterstützen wir auch weiterhin unsere Kunden als zuverlässiger und fairer Partner in Sachen Bau.“